Am Samstag, 8. September 2012, führten ein Projektchor und das Nachwuchsorchester der Gebietskirche Berlin-Brandenburg das Musical Zachäus im Berliner Bezirk Neukölln auf. Etwa ein Jahr hatten sie sich auf dieses Ereignis, das in den Gemeinden der Gebietskirche beworben wurde, vorbereitet. Die Zuhörer erwartete ein zweigeteilter Nachmittag: Neben einem Konzert, das der Projektchor und das Nachwuchsorchester gestalteten, stand das Musical „Zachäus“ von Margret Birkenfeld auf dem Programm.
„Oma schau mal, hier in der ersten Reihe sind noch Plätze frei“, eine Kinderstimme durchbricht das Gewusel im großen Saal des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt, um kurz darauf zu erfahren: „Da kannst du nicht gut sehen!“. Die Bühne ist gut einen Meter hoch und gut sehen ist wichtig an diesem Nachmittag, denn die Kinder der Gebietskirche Berlin-Brandenburg singen nicht nur: Heute wird „Zachäus“ aufgeführt. Ein Musical, das die biblische Begebenheit aus Lukas 19 kindgerecht und szenisch aufarbeitet.
Instrumentalklänge – die Musiker aus dem Nachwuchsorchester stimmen hinter dem purpurroten Vorhang ihre Instrumente. Das Licht wird gedimmt. Nach ein paar Augenblicken der Stille tritt Apostel Klaus Katens auf die Bühne und ans Mikrofon. Er heißt die 412 Anwesenden herzlich Willkommen und wünscht allen einen guten Nachmittag. Die Kinder und Eltern seien wohl sehr gespannt, es sei ein wenig wie Weihnachten „natürlich ohne Weihnachtsbaum. Es sind keine Kinder zu sehen, aber sie sind schon da!“, erklärt er seinen Vergleich.
Nach einer „Fantasia“ vom Orchester singen die Kinder „Kommt, stimmt doch mit uns ein“. Es sei völlig egal, ob man groß oder klein sei, arm oder reich – für Gott zähle nur „Wenn dein Herz voll Liebe ist, dann bist du für Gott richtig“. Auch die Größe Gottes ist Thema an diesem Nachmittag: „Viele Menschen können viele Sachen“, singen die Kinder des seit einem Jahr probenden Chores. Aber sie könnten keine Blume und keinen Vogel machen, resümieren sie. „Das kann nur Gott allein, er soll gelobet sein“.
Mit „Amazing Grace“ und „This little Light of Mine“ tragen die Älteren noch zwei englischsprachige Lieder vor. Im Halbkreis stehend intonieren sie zugleich bewegend und mitreißend die beiden Lieder. Hier ist man sich offensichtlich nicht nur textsicher, auch der Inhalt der Lieder ergreift die Zuhörer. Nach dem den ersten Teil abschließenden „Land of Hope and Glory“ beginnt der zweite Teil: Zachäus.
35 Kinder im Chor und 30 im Orchester harmonieren perfekt. Sie zeichnen auf der großen Bühne den entscheidenden Moment im Leben des Zachäus nach. Vom geldgierigen Zöllner, der mehr nimmt als ihm zusteht, entwickelt er sich durch die Begegnung mit Jesus zu einem mitfühlenden Menschen. Er erkennt seine Schuld und ändert sein Leben. „Steig herab von dem Baum“ rufen die Kinder dem Jungen zu, der kurz zuvor auf den Stuhl hinter der Baumatrappe geklettert war – die entscheidende Stelle im Leben des Zöllners. Am Ende zeigt sich dann an der Zollschranke, einem schwarzen Balken, der von zwei Personen bewegt werden muss, was die Begegnung mit Jesus bewirkt hat: das Mädchen mit ihrem Esel muss nichts bezahlen. Sie rechnet: Ich bekomme vierfach zurück, was ich zu viel bezahlt habe.
Die Kinder beschließen den Nachmittag mit einer Zugabe, einem Segenswunsch für alle Anwesenden: „Möge die Straße uns zusammen führen und der Wind in deinem Rücken sein […] bis wir uns wieder sehen halte Gott dich fest in seiner Hand“. Und so bekommt dieser Nachmittag ein doppeltes Ende.
Die Kinder aus Chor und Orchester probten seit November letzten Jahres. Mit dabei waren sechs gemeinsame Probensamstage. Unterstützt wurden sie vor allen von ihren Eltern. Sie brachten die Kinder nicht nur zur den Proben, sondern nähten auch Kostüme und sorgten für die Mittagsverpflegung. Rolf Kunze, Bühnenbauer mit langjähriger Erfahrung im Studio und auf der Bühne, unterstützte das Projekt mit einem Bühnenbild.
Das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt ist kulturelles Zentrum des Neuköllner Südens. Etwa eine Viertelmillion Besucher kommen jährlich zu Konzerten und Aufführungen. Gleichzeitig ist es Nachbarschaftszentrum mit Bibliothek, Seniorentreff und einen Projektraum für Kinder. Fertig gestellt wurde es im April 1973 und im Herbst 2004 umfangreich saniert.
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jel