Zum zweiten Mal in diesem Jahr besuchte Stammapostel Wilhelm Leber die Gebietskirche Berlin-Brandenburg. In der Kirche Berlin-Charlottenburg feierte er am Sonntag, 7. November 2010, den Gottesdienst für die Entschlafenen. Tags zuvor war er in der Kirche Berlin-Lichtenberg zu Gast, wo ein Konzert auf das Entschlafenengedenken einstimmte. Begleitet wurde der oberste Geistliche der Neuapostolischen Kirche bei seinem Hauptstadtbesuch von den Aposteln Dieter Prause (Süddeutschland), Uli Falk (Norddeutschland), Raymond Ch. Estrade (Frankreich) und Erhard Suter (Spanien).
In den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellte der Stammapostel einen Vers aus dem ersten Petrusbrief, bei dem es sich nach seinen Worten um eines der markantesten Bibelworte zum Entschlafenenwesen handelt: "Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist." (1 Petr 4,6)
Indem das Wort zeige, dass den Toten das Evangelium verkündigt werde, weise es auch darüber hinaus: "Wo eine Verkündigung ist, da muss auch die Änderung eines Zustandes möglich sein, sonst hat das Verkündigen keinen Zweck", so Stammapostel Leber. Diese "Änderung", hin zum ewigen Leben, führe über Jesus Christus: "Das muss alles über den Sohn Gottes gehen, ohne ihn kommt niemand zum ewigen, zum wahren Leben. Sein Opfer, sein Verdienst, das ist das Lebenselixier."
"Letztlich hat Gott doch Gedanken des Friedens"
So liege der Gedanke nahe – "auch wenn er hier nicht aufgeführt ist" – dass auch die Sakramente der jenseitigen Welt zugute kommen sollten. Der Stammapostel: "Das ist alles in dem Wort angelegt; nicht ausgeführt, aber in Ansätzen erkennbar."
In seiner Predigt warb der oberste Geistliche darum, den "unerlösten Seelen in der Ewigkeit" mit bedingungsloser Liebe entgegenzutreten und fürbittend für sie einzutreten. Beispielhaft nannte er unter anderem diejenigen, die in den vergangenen Monaten bei Naturkatastrophen ums Leben kamen. Auf die Frage, warum Gott dies zulasse – "das ist ja nicht Verschulden eines Menschen" –, habe auch er keine Antwort. "Aber unser Vertrauen in den Herrn sagt uns, dass er letztlich doch Gedanken des Friedens hat." Dies zu erkennen, sei für jene, die so aus dem Leben gerissen würden, aber sehr schwer.
Zu weiteren Predigtbeiträgen rief er die Apostel Dieter Prause, Uli Falk und Raymond Estrade auf. Die Sakramentsspendungen – Heilige Wassertaufe, Versiegelung und Abendmahl – vollzog der Stammapostel stellvertretend für die Entschlafenen an den Berliner Aposteln Hans-Jürgen Berndt und Klaus Katens.
Andächtige Konzertatmosphäre
Eine Einstimmung auf den Entschlafenengottesdienst hatte am Tag zuvor in der Kirche Berlin-Lichtenberg stattgefunden: ein Konzert, gestaltet vom Chor der Gemeinde Berlin-Charlottenburg und dem Orchester der Gebietskirche. Eingeladen waren neben dem Stammapostel und den mit ihm angereisten Aposteln vor allem die im Ruhestand befindlichen Amtsträger mit ihren Ehefrauen sowie Amtsträgerwitwen.
Das einstündige musikalische Programm war durch eine besondere Feierlichkeit geprägt, weil es im Wesentlichen von den acht Gesängen der "Deutsche Messe" von Franz Schubert (1797–1828) getragen wurde. Die gottesdienstliche Form der Messe verlieh damit auch dem Konzertnachmittag eine andächtige Atmosphäre.
Eingefügt waren weitere Chor- und Instrumentalwerke, die Satz für Satz die Kerngedanken der Messe aufgriffen und so in einen inhaltlichen und musikalischen Dialog mit ihnen traten. Das dicht geflochtene Programm bot auf diese Weise auch Gelegenheit, die einzelnen Werke in einem zum Teil ungewohnten Zusammenhang auf sich wirken zu lassen.
Moment der absoluten Stille
So folgte etwa auf das schlichte, ruhige Gesangbuchlied "Hier ist Jesus" mit aller Macht das Gloria der Messe: "Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe". Der rund 70-köpfige Gemeindechor, der sich für seinen Auftritt lediglich um sechs weitere Sänger verstärkt hatte, und das rund 50 Musiker umfassende Orchester hielten vom ersten bis zum letzten Stück eine Spannung, die sich auch auf die Zuhörer übertrug . Dies zeigte nicht zuletzt der Moment absoluter Stille nach dem letzten Stück.
Zwei kurze Atempausen wurden dem Chor durch das Orchester gewährt: in der ersten Hälfte durch das Choralvorspiel zu "Jesus meine Zuversicht" von Max Reger, in der zweiten durch Felix Mendelssohn Bartholdys "Adagio religioso" aus dessen Lobgesang-Sinfonie. Dieses Stück hatten die Musiker bereits im Sommer bei einem Konzert in der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg aufgeführt.
"Das war ausdrucksstark", resümierte der Stammapostel sichtlich bewegt am Ende des Programms. Es habe ihn besonders beeindruckt, wie Stücke mit unterschiedlicher Charakteristik so nahtlos zusammengefügt harmonierten. "Das habt ihr meisterhaft gemacht, die einzelnen Stücke so zur Geltung zu bringen."
Für ihn war es in diesem Jahr der zweite Besuch in Berlin. Zuletzt hatte er die Hauptstadt zum Jahreswechsel 2009/2010 besucht und den Gottesdienst zum Jahresauftakt in Lichtenberg gefeiert.
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