Zu einer offenen Chorstunde fanden sich die Chöre der Gemeinde Berlin-Charlottenburg und der russischen Gemeinde Woronesch sowie rund 160 Zuhörer am Dienstag, den 6. Mai 2008, in der Charlottenburger Kirche ein.
Der Chor aus Woronesch war einer Einladung des Bezirksapostels Wolfgang Nadolny gefolgt, den diesjährigen Pfingstgottesdienst in Berlin zu erleben. Zudem besteht seit langem über den am Wochenende in den Ruhestand getretenen langjährigen Vorsteher der Charlottenburger Gemeinde, Bernhard Motzkus, eine persönliche Verbindung zwischen der Berliner Gemeinde und den Glaubensgeschwistern in Woronesch.
Nach der musikalischen Eröffnung des Abends durch Orgel und Trompete mit einer Chaconne von Henry Purcell, begrüßte der frisch ordinierte Hirte der gastgebenden Gemeinde Charlottenburg, Thomas Krack, die Anwesenden und bedankte sich herzlich bei den Gästen aus Woronesch für ihr relativ spontanes Konzert.
Zunächst jedoch trug der Charlottenburger Chor unter der Leitung von Volker Hedtfeld drei Stücke aus der neuapostolischen Chorliedersammlung vor: "Herr, ich habe lieb", "Schaff in mir Gott ein reines Herz" sowie "Lobe den Herrn meine Seele", gefolgt vom Solostück "Lauda Laude" von Leonard Bernstein, vorgetragen von Astrid Kuschke-Jaecks.
Dann hatten die Sängerinnen und Sänger aus Woronesch ihren ersten Auftritt: Der Gesang des nur zehnköpfigen russischen Chores, der unter der Leitung von Olga Stscherban - vom Hirten Motzkus nur liebevoll "Olga Chormeister" genannt -, war zweifellos ein Höhepunkt des Abends. Vorgetragen wurden zunächst ebenfalls zwei Stücke aus den neuapostolischen Chorliedersammlungen - "Du willst das ganze Herz" und "Der Herr bricht ein um Mitternacht" - sowie ein russisches Volkslied. Die russische Sprache, der durchsichtige Klang des Chores und die dadurch erzeugte Atmosphäre zogen die Zuhörer in ihren Bann und diese quittierten ihre Begeisterung mit entsprechendem Applaus.
Im Anschluss daran stellte Hirte i. R. Motzkus den Geschwistern jene Amtsträger vor, die wie er seit Jahren in Russland sowohl in der Gemeinde Woronesch als auch in angrenzenden Gebieten seelsorgerisch tätig sind. Außerdem begrüßte er auch den Vorsteher der Gemeinde Woronesch und die dort tätigen bezirklichen Amtsträger.
Den zweiten Teil des Abends leitete erneut die Orgel ein, danach trat noch einmal der Chor aus Woronesch auf mit den Liedern "Herr, komme bald", "Ich hebe meine Augen auf" und "Einen goldnen Wanderstab". Es folgte das Solostück "Biblische Lieder" von Antonin Dvorak, wiederum interpretiert von Astrid Kuschke-Jaecks, begleitet am Klavier von Volker Hedtfeld.
Es folgten seitens des Charlottenburger Chores "Jesus bleibet meine Freude" aus der Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben" von Johann Sebastian Bach, "Wenn der Herr die Gefangenen" sowie "Wer bis an das Ende beharrt" aus dem Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Den Abschluss des Abends bildete noch einmal "Jesus bleibet meine Freude", diesmal jedoch von beiden Chören gemeinsam vorgetragen - Musik verbindet. Um die Sprachdifferenzen zu überwinden, wurde kurzerhand auf den Vokalen a, o und u gesungen.
Hirte Thomas Krack wählte, den Abend bilanzierend, ein Bild aus dem Instrumentenbau: Er beschrieb den Aufbau einer Geige, deren Decke mit dem Boden durch einen unsichtbaren Steg verbunden sei. Dieser heiße im deutschen schlicht Stimmstock, im russischen dagegen Seele. Diese Seele sei bei der Geige unverzichtbar, da sie die Schwingungen von der Decke auf den Boden übertrage und so den Klang erzeuge. An diesem Abend seien die Seelen der Anwesenden als Verbindung zwischen Körper und Geist durch die Musik in Schwingungen versetzt worden.
Kerstin Gabriel