An der Gnade Gottes genügen lassen

Er wolle ein Zeichen der Liebe setzen, so Bezirksapostel Wolfgang Nadolny zu Beginn seiner Videoansprache, die am Mittwochabend, 6. Mai 2020, via Youtube und Telefonkonferenz ausgestrahlt wurde. Im Verlauf ging es um die aktuellen Entbehrungen, die eigene Verantwortung des Gläubigen für sein Heil und um die Frage, ob und ab wann wieder Gottesdienste in den Kirchen möglich sein könnten.

Eine große Sehnsucht liege in seinem Herzen, bekannte Bezirksapostel Nadolny, die Sehnsucht nach dem Kommen des Herrn, "aber auch die Sehnsucht nach euch". Er vermisse die Gemeinschaft, einander die Hand zu geben oder auch einmal in den Arm genommen zu werden. Mit der Ansprache am Mittwochabend wolle er ein Zeichen der Liebe setzen.

Die Frage nach dem Warum

Die Frage nach der Ursache der Pandemie beschäftige nach wie vor viele Menschen. Aber er sei sich sicher: "Es ist keine Strafe Gottes!" Schon die Heilige Schrift berichte von der Frage nach dem Warum. So erzähle sie von Hiob, den diese Frage auch umtrieb. Gott habe ihm darauf mit einer Gegenfrage geantwortet. 'Wo warst du, als ich die Erde gründete?' Der Mensch könne Gott nicht für dessen Handeln oder Nichthandeln zur Rechenschaft ziehen, schlussfolgerte der Bezirksapostel. Das christliche Glaubensbekenntnis beschreibe das Vertrauen an den allmächtigen Gott. "Wir glauben, dass er ein Gott der Liebe ist, der seine Schöpfung zu schützen weiß und der seine Geschöpfe liebt." Alle Menschen würden von der Gnade Gottes leben. Aber Gott allein entscheide, wem er Gnade schenke. Bezirksapostel Nadolny verwies auf Apostel Paulus. Dieser habe, mit einem 'Pfahl im Fleisch' noch mehr für Gott tun wollen und diesen um Erlösung gebeten. Er wollte noch "effektiver für den Herrn arbeiten", so der Bezirksapostel. Aber auch die Antwort des Herrn sei bekannt: 'Lass dir an meiner Gnade genügen'. "Lassen wir es uns an der Gnade des Herrn genügen und versuchen wir nicht, Gottes Gnade zu erzwingen", appellierte Bezirksapostel Nadolny an die Zuschauer. Ein weiteres Mal verglich er die aktuelle Situation mit der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Damals wie heute versorge Gott sein Volk. "Gott wird uns nicht verhungern lassen."

Die eigene Verantwortung

Aufgabe der Kirche sei es, Menschen das Heil Gottes zugänglich zu machen. Für die Annahme dessen sei aber jeder einzelne Gläubige verantwortlich. So fragte er: "Muss sich nicht gerade jetzt unser Glauben beweisen? Wie wichtig ist mir das Heil?" Kirche sei ein gegenseitiges Dienen, kein Bedientwerden. "Liebe Bruder, liebe Schwester, sei ein mündiger und eigenverantwortlicher Christ!" Diese eigene Verantwortung sei auch gefragt, wenn jetzt von staatlicher Seite erste Lockerungen in Aussicht stünden. Schließlich gehöre ein großer Teil der Gemeinden zu Risikogruppen. Jeder einzelne müsse sich der Verantwortung für den Nächsten bewusst sein - aus Nächstenliebe. In einer einfachen Rechnung zeigte der Bezirksapostel auf, was die Lockerungen für gottesdienstliche Versammlungen bedeuten könnten: So würden wegen der Abstandsregeln in Gemeinden, in denen zuvor 50 Personen Platz gefunden hätten, mitunter nur noch 8 Personen zugelassen - ohne Berücksichtigung von Raumhöhe und Luftvolumen. Auch auf Gesang müsste verzichtet werden, um eine großflächige Ausbreitung der Viren zu vermeiden. "Kann dabei die gewohnte und uns lieb gewordene Gottesdienstatmosphäre aufkommen?" Und wer überhaupt könne oder solle festlegen, "welcher Bruder, welche Schwester zum Gottesdienst kommen darf - und welche nicht"?

Präsenzgottesdienst frühestens ab Juni

Nach ausgiebigen Beratungen über diese und weitere Aspekte habe der Landesvorstand, dem die Apostel und Bischöfe angehören, und die Landesversammlung der Gebietskirche (ihr gehören zusätzlich die Bezirksvorsteher an) beschlossen, dass bis einschließlich Pfingsten keine Gottesdienste in den Gemeinden stattfinden. Darüber hinaus sei aus aktueller Sicht auch die Feier des Heiligen Abendmahls zunächst noch nicht denkbar. Als Unterstützung für die Gemeinden würden nach den gesetzlichen Vorgaben Hygienepläne erarbeitet, die die Gemeindeleiter unterstützen sollen. In einer weiteren Versammlung vor Pfingsten werde neu entschieden, ob und ab wann Gottesdienste in den Kirchen wieder stattfinden könnten.

Der Segen für die Gemeinde

Auch weiterhin gelte: "Bleibt schön gesund!" Besonders am Herzen liege ihm, dass die virtuelle Gemeinschaft der Gläubigen gepflegt wird: So könne man Schwester und Bruder anrufen, sich der Einsamen im Gespräch und Gebet annehmen oder auch die eine oder andere Unterrichtseinheit für die Kinder mithilfe technischer Unterstützung gestalten. Letztlich sei die Situation für viele Menschen - womöglich auf engem Raum lebend - eine Herausforderung. Da könne Mitgefühl und die Versicherung der Nähe wahre Wunder wirken. Die Ansprache beschloss der Bezirksapostel mit einem Segen in Anlehnung an den Brief des Paulus an die Thessalonicher: "Der Gott des Friedens bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt! Das, meine lieben Brüder und Schwestern, ist mein Wunsch für euch alle und mein tägliches Gebet."

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