Ämterversammlung via Videostream

Besondere Situationen erfordern besondere Ansprache, unter diesem Gedanken lud Bezirksapostel Wolfgang Nadolny am Mittwochabend, 1. April 2020, zu einer Video-Ämterversammlung ein. Diese wurde, wie die Sonntagsgottesdienste, aus dem Konferenzraum der Kirchenverwaltung in Berlin via Youtube und Telefon übertragen. Mehr als 800 Personen nahmen teil.

"Zusammenrücken durch Abstand halten" - diese Aussage habe sich in den letzten Tagen etabliert, eröffnete Bezirksapostel Nadolny die ungewöhnliche Ämterversammlung. "Wir rücken zusammen in der Fürsorge für unsere Geschwister und unseren Nächsten - und halten doch Abstand zueinander", fasste er zusammen.

Danke für das Engagement

Die letzten beiden Wochen seien sehr hektisch verlaufen. So seien die Absage der Gottesdienste für den 15. März erst am Vorabend, nach kurzfristigen staatlichen Festlegungen, erfolgt. Trotzdem habe die Information sehr viele Kirchenmitglieder noch rechtzeitig erreicht. Und auch die Weitergabe der Einwahldaten für die Video-Gottesdienste sei sehr zuverlässig gewesen. "Für all diese Liebesdienste möchte ich mich bei euch ganz herzlich bedanken." Nach wie vor würden die Jesuworte gelten: 'Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.' Er nehme mit bewegtem Herzen wahr, dass über die Liebe zu Gott und zum Nächsten nicht nur gepredigt, sondern diese Liebe auch in der Praxis gelebt werde. "Habt ganz herzlich Dank dafür!" Auch unter diesen besonderen Umständen sei die Hilfe Gottes, seine leitende Hand erkennbar. "Es gibt auch unter diesen Umständen viele Gründe, Gott zu danken, zu loben und zu preisen. Dankbarkeit gibt Kraft."

Christus macht frei

Beinahe reflexartig werde auch in der Corona-Krise von einigen Menschen die Frage nach der Schuld gestellt. Bezirksapostel Nadolny verwies auf das Johannisevangelium. Die Frage sei auch Jesus Christus mit Blick auf einen blind geborenen Menschen gestellt worden. 'Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm', habe Jesus geantwortet. Er mache deutlich, dass "wir mit unserer menschlichen Denkweise Gott in seinem Handeln nicht verstehen können", so der Bezirksapostel. Der Mensch könne von Gott nur so viel erkennen, wie dieser zulasse. "Lassen wir keinen Zweifeln an Gottes Allmacht und seiner Liebe aufkommen!" Christus mache frei von menschlicher Angst. "Das erlebt der glaubende Christ in diesen Tagen in besonderer Weise!"

Konfirmationen in den Herbst verschoben

Es sei nicht davon auszugehen, dass Konfirmationsgottesdienste bis Pfingsten stattfinden könnten. Das sei nicht nur von der Frage abhängig, ab wann Gottesdienste wieder gefeiert werden könnten. Vielmehr werde es eine langsame Rückkehr zu Normalität geben, so dass zunächst eine Verschiebung auf September und Oktober notwendig werde. Die genauen Daten würden in den kommenden Tagen veröffentlicht. Ähnliche Entscheidungen seien auch bei weiteren Sakraments- und Segensspendungen notwendig. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott den Menschen, die nach ihm fragen und ihn suchen, genau das geben kann, was sie bitten und brauchen." Die momentane Situation, Gottesdienste ohne persönliche Gemeinschaft der Gläubigen und ohne Heiliges Abendmahl, sei mit der Situation des Volkes Israel in der Wüste vergleichbar. Die Gemeinde litte schon darunter, "dass wir momentan auf die üblichen Gottesdienste mit Sakraments- und Segensspendung verzichten müssen. Aber Gott wird uns geben, was wir brauchen." Der katholische Theologe Jan-Heiner Tück habe dazu gesagt: "Die Not ist eine Not - und sie sollte als solche auch ausgehalten und nicht kaschiert werden." Niemand brauche sich unnötige Sorgen um das Seelenheil machen, weil unter den gegenwärtigen Umständen kein Heiliges Abendmahl gefeiert, keine Heilige Wassertaufe und keine Heilige Versiegelung gespendet werden könne. "Gott kann segnen, ohne das ein Priester dabei aktiv wird. Es ist eine Zeit der Not - im Vertrauen auf Gott halten wir das aus", fasste Bezirksapostel Nadolny zusammen.

Stille ertragen und nutzen

"Lasst uns die eingetretene Stille ertragen und sogar nutzen." Jeder solle die Unterbrechung der Lebensgewohnheiten zum Anlass nehmen, nachzudenken. Das gegenwärtige geistliche Fasten helfe, frei zu werden von Dingen, die sich zu sehr in den Vordergrund geschoben hätten. "Es ist jetzt nicht die Zeit der Berieselung mit vielen Worten und großen Predigten, sondern eine Zeit der inneren Einkehr." Jetzt sei die Stärke der Kirche, die individuelle Seelsorge gefordert, um Menschen, die unter Einsamkeit und Ziellosigkeit litten, zu helfen. "Greifen wir zum Telefon und zeigen wir unseren Brüdern und Schwestern, dass wir auch in dieser Not an sie denken. Niemand soll das Gefühl haben, vergessen zu sein."

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