22 Teilnehmer aus den Kirchenbezirken sind im Konferenzsaal versammelt.

„Reden, reden, reden, reden“ – Fotoworkshop in der Kirchenverwaltung

Wie fängt man heilige Momente mit der Kamera ein? Geht das überhaupt? Fotografieren in einem Gottesdienst – das ist in mehrfacher Hinsicht etwas Herausforderndes. Bei einem Workshop zu diesem Thema gab es am Samstag, 17. Mai 2014 für die 22 Teilnehmer manch neuen Blickwinkel zu entdecken.

„Reden, reden, reden, reden – das ist mein erster Merksatz.“ Oliver Rütten, 39 Jahre, ist am Morgen mit dem Zug und 18 Kilo Handgepäck aus dem nordrhein-westfälischen Bergheim angereist und jetzt steht er im großen Konferenzsaal der Berliner Kirchenverwaltung vor 22 überwiegend ehrenamtlichen Fotografinnen und Fotografen und will deren Lust auf beste Bilder und Motive wecken – auf einem sehr sensiblen Terrain: im Gottesdienst. Sein Merksatz zielt auf die frühzeitige Kommunikation mit Gottesdienstleitern, Dirigenten, Organisten, dem Ordnungsdienst – letztlich allen, die zum Gelingen eines Gottesdienstes beitragen. Oliver Rütten fotografiert bei großen Gottesdiensten in der Gebietskirche Nordrhein-Westfahlen. Und er gibt Seminare zum Thema Fotografie, wie hier in Berlin-Brandenburg.

Vorbereitet sein, aber spontan reagieren

Und er hat er noch einen zweiten Leitsatz: „Der andere heißt: Laufen, laufen, laufen, laufen“. Kein Zoom der Welt könne die Nähe zum Objekt ersetzen. Natürlich könne man sich die Arbeit während eines Gottesdienstes auch mit mehreren Fotografen teilen. Überhaupt empfiehlt Oliver Rütten für große Gottesdienste oder Konzerte: „Seid mit einem kleinen ,Backup’ unterwegs.“ Spätestens, wenn die Fototasche gepackt werde, die Objektive „noch einmal gereinigt werden“, sollten alle Absprachen stehen. „Ich kann nicht mit der Unruhe leben, noch nicht alles geklärt zu haben“. Natürlich müsse man spontan auf Situationen reagieren, aber alles, was besprochen sei, mache den Kopf frei für den eigentlichen Auftrag: „Ein gutes Foto machen“. Und so geht es an diesem Tag vor allem darum: Wie erstelle ich ein gutes Bild? Belichtungszeit, Blendenautomatik, Blitz an oder aus, ISO, Spiegelungen, Bewegungsunschärfe. Bis zum Mittag gibt es die geballte Ladung Theorie.

Näher ran – noch näher!

Danach geht es in die unmittelbar benachbarte Kirche Berlin-Prenzlauer Berg. Hier wird probiert, Einstellungen werden getestet. Eine Gottesdiensthandlung wird nachgestellt. „Geh doch mal näher ran!“ Oliver Rütten hilft, die Idee im Kopf in ein fertiges Foto umzusetzen. Er erklärt eine Situation, dann greift er zur eigenen Kamera. Er drückt ab. Kurz darauf können die Teilnehmer auf dem Display sehen, was er eben gemeint hat. Sein Credo: „Näher ran – noch näher!“ Er will Angst nehmen. Ein Fotograf müsse sich nicht verstecken oder „im Mittelgang auf allen vieren nach vorne kriechen“, wenn er offiziell beauftragt sei. Natürlich sei gedeckte Kleidung zu empfehlen und „wenn du nach vorn hechtest, weil du zwei Minuten zu spät bemerkst, dass die Taufe gleich vorbei ist, fällst du auf!“ Dezentes aber trotzdem selbstbewusstes Verhalten sei eben genauso wichtig, wie den eigentlichen Auftrag nicht aus dem Auge verlieren: Die Situation mit einem guten Foto einfangen.

Der rechtliche Rahmen

Und dann geht es auch noch um den rechtlichen Rahmen. Um Einzelheiten von Urheber- und Persönlichkeitsrechten und was es alles zu beachten gilt, wenn Fotos im Internet veröffentlicht werden sollen. Nach einer kurzen Einführung in das Thema Bildkritik, auch hier hat er einiges an Material dabei, sind sich am Abend die Teilnehmer einig: Man sei geschafft, ja beinahe erschlagen von der Themenfülle, aber es habe sich gelohnt. Und so steigt Oliver Rütten am Hauptbahnhof wieder in den Zug: Geschafft, aber gut gelaunt, mit nicht mehr als 18 Kilo Handgepäck.

Text: jel
Fotos: Workshopteilnehmer

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