des Berliner Schulchores nach Treptow gefolgt.

Konfirmanden im Berliner Schulchor – mehr als eine Tradition

Für Montag, 15. April 2013, stand ein besonderer Termin im Kalender des Berliner Schulchores. Bezirksapostel Wolfgang Nadolny hatte die Konfirmanden des Jahrgangs nach Berlin-Treptow eingeladen. Unter der Überschrift „Fülle uns frühe mit deiner Gnade“ musizierten neben dem Schulchor auch der Dirigenten- und Frauenchor der Gebietskirche und der Jugendchor des Kirchenbezirks Berlin-Süd. Orgel und Posaune rundeten das musikalische Erlebnis ab.

Montagabend, kurz nach sieben. Vor der altehrwürdigen Kirche am Schmollerplatz im Berliner Stadtteil Treptow stehen Menschen in kleinen Gruppen. Es ist der erste warme Tag seit Wochen, sie genießen in luftiger Kleidung die warme Sonne. Gefragt, was der Berliner Schulchor für sie ausmache, bekäme man wohl sehr unterschiedliche Antworten. Aber eine, das kann man in den Gesprächen hören und bei den Umarmungen sehen, wäre ganz sicher dabei: Schulchor steht für Wiedersehen, für Freude an der gemeinsamen Musik. Man sieht sich – man kennt sich. Ob jung oder alt, ob ehemals oder aktiv im Chor, aus Berlin oder einer der entlegeneren Gegenden in Brandenburg: Schulchor steht für Kommunikation oder wie es Konfirmanden formulieren: „Freunde treffen“. Sie sind die Hauptzielgruppe heute Abend. Bezirksapostel Wolfgang Nadolny hat die Konfirmanden ins Schulchorkonzert eingeladen, er will ihnen die musikalische Vielfalt in der Gebietskirche zeigen und sie animieren mitzumachen. In der Kirche sieht man auf den Emporen ein sehr gemischtes Publikum. Neben älteren sehr viele junge Gesichter, sie schauen fröhlich und erwartungsvoll. Hier und da wird ein Handy gezückt und noch schnell ein Foto gemacht oder nach unten in den Chor gewunken. So sitzt man in ausgelassener Stimmung mit der Familie zusammen oder bei den Freundinnen aus Orchester und Gemeinde.

Die Gnade Gottes am Beginn des Lebens auf sich ziehen

„Seliges Wissen, Jesus ist mein“, intoniert die Orgel zu Beginn. Bezirksapostel Nadolny tritt an den Altar und schaut sich ausgiebig auf den Emporen um. Es scheint, als würde er die Atmosphäre aufsaugen wollen, während die etwa 480 Versammelten gemeinsam singen „Lasst mich’s erzählen, Jesus zur Ehr. Wo ist ein Heiland, größer als er?“ Er begrüßt die Konfirmanden mit den Worten: „Schön, dass ihr da seid. Diese Einladung soll ein Zeichen sein, dass ihr uns wichtig und wertvoll seid.“ Der Abend stehe unter Psalm 90,14: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade“. Er werde Mose zugeschrieben, der sich hier Gedanken über das menschliche Leben und seine Vergänglichkeit mache. Solange man jung sei, denke man nicht oft über das eigene Ende nach, das sei vermeintlich so fern. Jesus Christus sei für alle Menschen gestorben, „eine unvorstellbare Dimension der Liebe und Gnade Gottes“. Und so sei das Leben Gnadenfrist und es sei weise, sich der Bitte des Psalmisten anzuschließen, die Gnade Gottes schon am Beginn des Lebens zu erflehen.

Den musikalischen Auftakt gestaltet der Berliner Schulchor gemeinsam mit der Orgel: „Das höchste Glück ist wahrlich mein“. Die Sängerinnen und Sänger besingen das Glück, ein Gotteskind zu sein. Der Frauenchor verweist in seinem Beitrag „In dir ist Freude“ auf Jesus Christus. Freude trotz Leid sei nur durch ihn möglich. Den sogenannten Gastchor bildet der Jugendchor des Kirchenbezirks Berlin-Süd. Er beschreibt die Wirkung der kleinen Dinge („Ins Wasser fällt ein Stein“). Wie dieser Stein ganz leise ins Wasser falle und doch große Kreise ziehe, sei auch die Liebe Gottes, sie wirke fort. Die Jugendlichen rufen die Anwesenden auf „Nimm Gottes Liebe an, du brauchst dich nicht allein zu müh’n – Gott führt dir die Hand“. Danach wird es in der Kirche ganz still. Eben hat sich ein junger Mann auf die erste Altarstufe gestellt. Gemeinsam mit Klavier rezitiert er „Herr sei gnädig, sei mir gnädig“. Andächtig lauschen die Zuhörer den Klängen. Zwischen bewundernden Blicken sieht man hier und da ein Taschentuch, mit dem verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt wird. Das Lied berührt, das Erflehen der Gnade beeindruckt.

Nicht verstecken!

Bezirksevangelist Thomas Przybylka wird an den Altar gerufen. Das Programm ist wie üblich mit Pausen für kurze Wortbeiträge versehen. „Manchmal kann man hören, wo jemand ist – aber man sieht ihn nicht“, erinnert er sich an den Pausenhof in seiner Schulzeit. Wenn man jemanden sehe sei es wichtig, dass das Handeln auch mit dem Gehörten übereinstimme. Das Konfirmationsgelübde sei ein Versprechen, dass gehört würde. Danach müsse man beweisen, dass es auch dem eigenen Handeln entspräche. „Versteck dich nicht“, ruft er den jungen Christen zu.

Der Schulchor unterstreicht dies mit dem Lied „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir […] ich bin dein Gott“. Die von 250 Sängerinnen und Sängern gesungene Zusage Gottes füllt den hohen, mit einer halbrunden Decke versehenen Kirchenraum. Danach ist der Dirigentenchor an der Reihe. Zunächst allein singend („Gott ist mein Lied“ und „Lasst uns fröhlich Lieder singen“) bitten die Sänger danach gemeinsam mit dem Frauenchor „Herr, wir bitten: Komm und segne uns“. Sie bitten um den Segen Jesu Christi, weil sie die Aufgabe erkennen „deinen Frieden zu verkünden“ und „deine Liebe zu bezeugen“. Mit Schwung trägt dem folgend der Jugendchor die Überzeugung vor: „Wir sind Gottes Volk, das Licht der Welt“.

Er habe sich umgeschaut, wer von den Jüngeren noch in Frage käme, einige Gedanken an die Konfirmanden zu richten, so der Bezirksapostel. Gemeindeevangelist Jens Lange, Jugendleiter der Gemeinde Prenzlauer Berg, fordert die Jugendlichen auf „Such dir jemanden, der dich berät, der für dich da ist.“ Es sei wichtig, einen wahren Freund zu haben, der bei Fragen und Nöten zu einem stünde, der ehrlich „fragt ‚Wie geht es dir?’“

Gott ist überall, er ist mit dir.

„Weise mir, Herr, deinen Weg, […] dass ich wandle in deiner Wahrheit“ leitet der Schulchor den letzten Teil des Programms ein. Nach dem Jugendchor, der zwei englischsprachige Lieder („Firm Foundation“ und „Lord, reign in me“) vorträgt, intonieren Posaune und Orgel den Titel „Herr, Herr, wir danken dir“. Der Berliner Schulchor schließt mit „Der Herr ist mein Hirt“. Noch einmal besingen sie die Liebe und Gnade Gottes, die führende Hand Jesu.

„Ganz schön rhythmisch der Süden Berlins“, schmunzelt Bezirksapostel Nadolny im Anschluss an diesen Programmblock und bittet den Leiter des Kirchenbezirks, Ältesten Dieter Wendt, um ein paar Worte. Dieser macht deutlich, dass Gott überall sei. „Er ist über, hinter, vor und neben dir“. Wenn man seinen Glauben erlebe, die Gebete erhört würden, wachse dieses Wissen zu einer eigenen Überzeugung.

Während des gemeinsamen Liedes „Nimm Jesus in dein Lebensschiff“ bittet der Bezirksapostel die Konfirmanden des Jahres 2013 an den Altar. Er begrüßt sie einzeln im Mittelgang des Kirchenschiffs. „Wir freuen uns sehr, dass es euch gibt“, spricht er sie noch einmal an. „Nehmt Jesus in euer Lebensschiff“, sei der Wunsch und die Aufforderung an sie. Nach dem gemeinsamen Gebet hebt er beim „Amen“ plötzlich die Hände. Er hält sie nicht wie sonst am Ende von Gottesdiensten üblich in Richtung Gemeinde, sondern über die 55 jungen Christen am Altar und spendet den Schlusssegen.

Es ist 20 Minuten vor zehn, die Kirche ist schon lange leer, am Schmollerplatz 3 geht das Licht aus. Vor dem Gebäude stehen Menschen in kleinen Gruppen. Sie genießen den lauen Abend, sprechen über das Erleben und scheinen sich irgendwie einig: „Berliner Schulchor“ steht für Wiedersehen, für gemeinsam Musik erleben, für Freunde treffen.

jel

 

Die Redaktion hat sich umgehört. Sie fragte Konfirmanden des Jahrgangs 2013, Jugendliche und Bezirksapostel Nadolny, was den Berliner Schulchor ausmache. Die Antworten auf diese Fragen finden Sie auf der Jugendseite der Gebietskirche.

Zurück
Teilen: