Impuls: Bezirksapostel Nadolny zum Thema Generationen

In seinem neuen Impuls schreibt Bezirksapostel Wolfgang Nadolny von Vorbildern, Prägung und Nächstenliebe.

Meine lieben jungen Brüder und Schwestern,

als ich die Ausführungen zum Thema "Generation" las, fiel mir dazu ein Ausspruch ein, der mir irgendwo und irgendwann einmal gesagt wurde. Auch ich habe gegoogelt und lasse hier das Zitat folgen:

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

Wann wurde das von wem gesagt bzw. geschrieben? Es ist erstaunlich: Es war der griechische Philosoph Sokrates (* um 469 v.Chr., † 399 v.Chr.). Offensichtlich wiederholen sich in der Geschichte die Probleme und Konflikte zwischen den Generationen, sie ähneln sich in allen Zeiten.

Die Einordnung der Generationen nach charakteristischen Merkmalen mag ja aus den verschiedensten Perspektiven heraus interessant und vielleicht auch richtig sein. Wichtiger für den einzelnen Menschen jeder Generation ist aber wohl, wie sein Wesen und sein Charakter gestaltet sind. Daher stellt sich mir die Frage, welche Ereignisse haben mich in welchem Sinn geprägt? Wer war mir Vorbild und hat mich in meinem Denken und Handeln beeinflusst? An wem orientiere ich mich in meinen Entscheidungen? Diese und weitere Fragen kann sich jeder selbst stellen und versuchen, Antworten darauf zu finden.

Den Ausspruch "Diese Jugend von heute!" hat gewiss jede älter werdende Generation benutzt. Und es ist zu verstehen, weil die Älteren manchmal vergessen, dass sie auch einmal jung waren... Junge Menschen wollen die Welt erobern, wollen sie verändern, wollen alles besser, zumindest anders machen als die Generation zuvor. Dieses Streben hat die Menschheit vorwärtsgebracht und für viele Veränderungen gesorgt - zum Guten, manchmal auch zum weniger Guten.

Das Evangelium nach Matthäus (22,34-40) berichtet uns, dass Jesus Christus von einem Schriftgelehrten gefragt wurde, welches denn das höchste Gebot sei. "Jesus aber antwortete ihm: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt'. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.'"

Wenn diese Aussage des Herrn unser Denken, Reden und Handeln bestimmt, stellen unterschiedliche Ansichten zwischen den Generationen keine unüberwindlichen Probleme dar. Dann wird man sich mit Respekt begegnen, einander zuhören und voneinander lernen.

Lasst uns also das Evangelium Jesu Christi noch mehr zur Maxime unseres Umgangs miteinander machen. Dann werden wir, die Alten, zwar weiterhin mit einem gewissen Unverständnis auf einige Ideen von euch, der Jugend, reagieren. Unsere jeweiligen Empfindungen bewirken dann aber weniger Trennendes, sie können vielmehr als Bereicherung erfahren werden, wenn sie in gegenseitiger Achtung vermittelt werden.

Mit herzlichen Grüßen,
euer Wolfgang Nadolny

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