Engel "Ella" reiste im Vorfeld durch die Gemeinden

Familie ist da, wo Kinder sind

Erstmals feierten neuapostolische Christen aus dem Kirchenbezirk Berlin-Nordwest einen gemeinsamen Familientag. Am Sonntag, den 25. Juni 2017, folgten rund 260 Personen der Einladung in die Carl-Schmid-Oberschule in Berlin-Spandau. Kinder im Alter bis 14 Jahre, Eltern und Lehrkräfte nahmen am Gottesdienst und dem anschließenden Programm teil.

"Schritt für Schritt. Du und ich - wir gehen den Weg gemeinsam", singt der Kinderchor und stimmt die Besucher auf den gemeinsamen Gottesdient ein. Bereits mehr als eine Stunde vor Gottesdienstbeginn trafen sich die kleinen Sänger zur Chorprobe. Parallel übt das Nachwuchsorchester der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Während sich die Kinder in der Schulaula musikalisch auf den Gottesdienst vorbreiten, treffen sich Eltern und Lehrkräfte aus den Kinderunterrichten der Kirche im Foyer. Bei Kaffee, Tee oder Kakao tauscht man sich aus, informiert sich über den Tagesablauf und lernt sich kennen. Mit ihrer großen Aula, der Turnhalle und dem weitläufigen Gelände bietet die Carlo-Schmid-Oberschule in Berlin-Spandau ausreichend Möglichkeiten für einen abwechslungsreichen Familientag.

Gottesdienst in der Schulaula

"Wir feiern den Familientag, weil wir uns gegenseitig brauchen", begrüßt der Vorsteher des Kirchenbezirks die 260 Teilnehmer in der Schulaula. In seiner Predigt spricht er Kinder, Eltern sowie die Lehrkräfte aus Sonntagsschule und Co. gleichermaßen an. "Es ist egal, ob Patchworkfamilie oder alleinerziehend: Da wo Kinder sind, ist Familie." Engelspuppen schmücken den Altar. Sie bilden das Leitmotiv für den Familientag. In den Wochen vor dem Großereignis ist Engel "Ella" - eine Puppe mit blondem Haar und hellblauem Kleid - durch die zehn Gemeinden des Bezirks gewandert. So konnten sich die Kinder auf den Tag einstimmen. Sie machten Fotos mit Ella, spielten mit ihr und beschäftigten sich mit den Aufgaben eines Engels. Entstanden ist daraus eine Fotoausstellung, die auf dem Familientag Einblicke in die Kirchengemeinden und einzelnen Kindergruppen gibt.

Im Gottesdienst greift der Bezirksälteste das Motiv auf und beschreibt Eigenschaften eines Engels. Die Aufgabe eines Engels sei es, Gott zu dienen. "Euer Engel, den Gott euch gegeben hat, den wir nicht sehen können, ist direkt bei Gott." Er sei sich sicher, dass Engel Trost und Hilfe spenden können. "Wir gehen mit Mut in die Zukunft. Der Engel Gottes ist genau an unserer Seite." Mit Blick auf das Bibelwort "Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat ..." (1. Petrus 4,10), appelliert der Bezirksvorsteher an jeden einzelnen: "Ihr seid auch solche Engel, weil ihr in euren Familien mit euren Gaben aktiv seid." Die Gaben des Heiligen Geistes seien vielfältig und mächtig. "Lasst uns konkret werden. Nehmen wir uns die Zeit zum Beten - für unsere Kinder, für die Eltern, für meinen Vorsonntagsschullehrer und meine Religionslehrerin."

Sport und Bastelspaß

Nach dem Gottesdienst wartet ein Mittagessen auf die Teilnehmer. Während sich in der Schulmensa immer mehr hungrige Besucher drängeln, können es einige Kinder nicht mehr länger aushalten. Sie rennen Richtung Turnhalle, Kletterwand und Bastelecke. Bis 15 Uhr hat das Planungsteam ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. An der Bastelstraße wird geklebt, gemalt und gefaltet. Viele bunte Engel aus Pappe entstehen. Sportlich geht es in der Turnhalle zu. In mehrere Felder unterteilt spielen die Kinder Völkerball, Tischtennis oder Fußball. Auch Kletterfreunde kommen auf ihre Kosten. An Stangen, Seilen und Wänden wollen einige hoch hinaus.

Zusätzlich werden drei Workshops angeboten, in denen vor allem die Erwachsenen angesprochen werden. Do auch einige ältere Kinder sind interessiert. Thorsten und seine Tochter Anna machen die Nutzung neuer Medien zum Thema. Facebook, Snapchat, Musically - für die einen fremde Welten, für andere normaler Alltag. Die Workshopteilnehmer berichten vor ihren eigenen Erfahrungen. Ängste und Sorgen, Chancen und Grenzen werden geäußert. Thorsten und Anna geben Tipps für einen sinnvollen Umgang mit den sozialen Medien im familiären Alltag. So motiviert Thorsten, sich genau mit den Angeboten zu beschäftigen: "Es lohnt, sich über die Einstellungen zur Privatsphäre zu informieren."

Workshops geben Impulse für den Alltag

Im Workshop "Rituale mit Kindern" geht Roland Radtke der Frage nach, wie Kinder an den Glauben herangeführt werden können, damit sie eine eigene persönliche Gottesbeziehung aufbauen können. "Wir erleben in unserer Gesellschaft ein Comeback der Rituale", sagt der Gemeindeevangelist. Rituale geben Halt, können Vertrautheit und dem Alltag Struktur geben, erklärt er. In persönlichen Berichten schildern einige Teilnehmer von ihren Erfahrungen. Das regelmäßige Beten vor den Mahlzeiten und dem Schlafengehen biete beispielsweise Möglichkeiten, den Glauben im Alltag erfahrbar zu machen.

Carina Zell-Ziegler und Timo Ziegler von der Initiative Schöpfungsverantwortung in der Neuapostolischen Kirche machen im dritten Workshop auf den Zustand der Erde aufmerksam. In ihrem Vortrag stellen sie naturwissenschaftliche und theologische Aspekte zur Bewahrung der Schöpfung vor. Die Geschwindigkeit der Zerstörung nehme zu, erklärt Carina Zell-Ziegler. Umweltverschmutzung, Flächenversiegelung, das Roden des Urwaldes - der Zustand der Erde sei kritisch. Timo Ziegler appelliert an die Verantwortung als Christen. "Gott hat den Menschen als Stellvertreter in die Schöpfung gestellt", erklärt er. Mit den Teilnehmern des Workshops zusammen überlegen sie, welche Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung sich in den Gemeinden einfach umsetzen lassen. Diskutiert werden auch individuelle Möglichkeiten zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt.

Lebensmittelspende an die Berliner Tafel

Um 15 Uhr folgt der Schlusspunkt. Noch einmal treffen sich alle Teilnehmer im Eingangsbereich der Schule. Eine besondere Aktion ist vorgesehen. Vor dem Familientag wurden Kinder und Eltern aufgerufen, Lebensmittel als Spende mitzubringen. Konserven, Nudeln, Süßigkeiten - es ist eine bunte und große Sammlung geworden. Zu Gute kommt die Spende der Berliner Tafel. Zwei Vertreter des 1993 gegründeten Vereins bedanken und freuen sich über das Engagement. Am Ende haben die Kinder zwölf Kisten gefüllt, die Mitarbeiter der Berliner Tafel zu den Ausgabestellen transportieren.

Mit der Lebensmittelspende ist das letzte Ausrufezeichen des Familientages gesetzt. Ob Ritual im Familienleben, Chat in sozialen Netzwerken, bei der Bewahrung der Schöpfung oder im sozialen Dienst für Bedürftige - Engeldienst und Nächstenliebe bleiben große Aufgaben für Groß und Klein. Schritt um Schritt.

Text: mpw
Fotos: OK/mpw

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