Am Sonntag, 3. Februar 2013, feierte Stammapostel Wilhelm Leber Gottesdienst in Berlin-Lichtenberg. Er wählte als Grundlage ein Bibelwort aus dem Evangelium des Matthäus: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg.“ (Matt. 13,47.48). Der Gottesdienst, der der Gebietskirche als Auftakt zum Jubiläumsjahr diente, wurde in die Gemeinden der Gebietskirche Berlin-Brandenburg übertragen. In der Kirche Berlin-Lichtenberg nahmen etwa 1250 Gläubige daran teil.
Den Kirchenraum prägt ein auf den ersten Blick schlichter Blumenschmuck. Erst die nähere Betrachtung macht den Zusammenhang zum Jubiläum der Kirche deutlich. Zwei Jahreszahlen, aus Sperrholz gefertigt, fallen sofort ins Auge: am Boden 1863, die 2013 ist unterhalb der Altarplatte aufgehängt. Am Boden sind Frühblüher im Moos zu sehen, sie kennzeichnen die schlichten und sehr einfachen Anfänge der Kirche im Jahr 1863. Der Schmuck entwickelt sich nach oben in eine farbliche und botanische Vielfalt. Jede Menge bunter Blumen sind ein Bild für die Vielfalt, die sich in der Gebietskirche entwickelt hat. Einen kleinen Einblick hatte das Konzert am Vorabend gegeben. Es musizierten der 1924 gegründete Berliner Schulchor, ein Kinderchor, der Dirigenten- und Frauenchor und das Orchester der Gebietskirche, dessen Anfänge bis in das Jahr 1982 zurück reichen.
Ein Glaube – ein Ziel
Es ist kurz nach 9 Uhr am Sonntag, als das Nachwuchsorchester vor dem Altar Aufstellung nimmt. Sie intonieren „Ich weiß einen Strom, dessen herrliche Flut fließt wunderbar stille durchs Land“ und rücken damit das Thema des Jubiläums „Ein Glaube – ein Ziel“ in den Fokus. Die Kirche füllt sich, auf zwei Stühle an der linken Seite setzen sich junge Eltern, jeder ein kleines einjähriges Zwillingskind auf dem Schoß. Währen der Chor „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses“ vorträgt beten die vier andächtig, leise flüsternd miteinander. Ein älteres Ehepaar setzt sich direkt neben den Lautsprecher, „ich kann hier besser hören“, erklärt er. Kurz darauf beginnt die Übertragung in die Gemeinden der Gebietskirche mit Lobpreis Gottes. Nacheinander musizieren der Chor „Dich Gott loben wir“ und das Nachwuchsorchester „…gebt unserm Gott die Ehre“.
„Hören sie mehr auf ihren Körper“, beginnt Stammapostel Leber seine Predigt und zitiert den Rat eines Arztes. Man solle die verschiedenen Einflüsse gut abwägen. Er zieht gleich die Parallele ins Geistige, die Gläubigen sollten meiden was zerstörerisch wirkt, was belastet. Daniel sei in der Gefangenschaft am Hofe des Königs erzogen worden, scheute sich aber, sich mit den Speisen des Königs zu verunreinigen. „Der Mann hat auf seine Seele gehört. Sehen wir danach, was dem Herzen gut tut“, ruft Stammapostel Leber den Versammelten zu.
Das Netz der Liebe Gottes
Das Bibelwort vom Netz, das ins Meer geworfen werde, schlage einen Bogen von den Anfängen der Kirche in die heutige Zeit. Deshalb habe er es zum Auftakt des Jubiläumsjahres gewählt. Das Netz sei das Evangelium, die göttliche Liebe, sie ziehe hindurch durchs Völkermeer und sammle unabhängig von menschlichen oder kulturellen Unterschieden. „Es gewinnt Menschen aller Art und Zeit für sein Reich“. Man solle sich aber hüten, vorzugreifen und nach Würdigkeit zu sortieren. „Das ist niemals unsere Aufgabe“, dies sei allein Gott vorbehalten. Die Liebe habe ihren Ursprung im Opfertod Christi. Das Netz der Liebe Gottes sei in der Geschichte immer wieder sichtbar geworden. Als Beispiel führt der Stammapostel die dreimalige Frage Jesu an Petrus an „Hast du mich lieb?“. Auch die Wiedererweckung des Apostelamtes vor 150 Jahren sei solch ein Sichtbarwerden der Liebe Gottes. Weitere Bilder aus der Heiligen Schrift verdeutlichten dies. So sei die Liebe Gottes insbesondere in Gethsemane sichtbar geworden, als Jesus Christus im Gebet mit Gott rang, dann aber formulierte „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. Es sei schön, wenn dieser Gedanke der Liebe und der Unterordnung unter Gottes Willen auch die Gemeinden beherrsche. „Das führt uns zum Tag des Herrn“. Er habe aufgerufen, in diesem Jahr Christus zu bekennen. „Lasst doch das Netz der Liebe Gottes sichtbar werden“. Gotteskinder seien angefüllt von der Liebe Gottes durch den Heiligen Geist. Da sei auch Versöhnung immer wieder ein Thema. „Lasst uns bereit sein zur Vergebung und Versöhnung“. Bekenntnis zu Gott zeige sich in drei Dingen, fasst Stammapostel Leber zusammen: „Helfen wo immer es möglich ist, vor allem mit göttlichen Mitteln. Versöhnlich sein und alles in die Hand Gottes legen“.
Nicht aufgeben!
Es könne sich der Gedanke einschleichen, man handle ja schon nach dem Evangelium und wende sich anderen zu, ergänzt Apostel Jens Korbien (Mitteldeutschland). Schon zu der Zeit des Fischfangs Petri habe es solche Vorbehalte gegeben. Petrus sei dennoch auf das Wort Jesu hin zurück auf den See gefahren. Ebenso schauten damals viele aus vermeintlich besserem Stand auf die Sünder herab. Jesus habe das nicht beeindruckt, er wandte sich den Sündern zu. So sei manches auf den ersten Blick ganz anders, als aus der Sicht Gottes. „Das Netz der Liebe kennt kein Aufgeben“, schließt er seinen Beitrag.
Apostel Volker Kühnle (Süddeutschland) erinnert an das bekannte Wort „Der Liebe erliegt man, der Härte widersteht man“. Liebe findet ihren stärksten Ausdruck in der unerschütterlichen Treue zum Herrn. Die Liebe Gottes habe immer wieder eine Brücke gebaut, über den tiefen Graben der Enttäuschung, den hohen Berg der Sorgen. „Gott ist da!“ Selbstgefälligkeit führe schnell zu Egoismus. „Für den Nächsten, den Anderen, den anders Denkenden, den anders Redenden, den anders Empfindenden habe ich gar kein Verständnis“, so laufe man Gefahr, gleichgültig und oberflächlich zu werden. Dies missachte die Liebe Gottes. Die Frage sei doch, was man mit dem Heiligen Geist mache. Der christliche Glaube sei darauf angelegt, sich mitzuteilen. Das bedeute Schwachen zu helfen, Not zu lindern und das Bekenntnis zur Wiederkunft Jesu Christi abzulegen.
Das Feuer weiter tragen
Als dritter wird Apostel Dieter Böttcher (Norddeutschland) gerufen. Es sei nicht die Aufgabe die Asche, sondern das Feuer weiter zu tragen, erinnert er an eine vergangene Predigt des Stammapostels. Das Feuer der Liebe treibe einen Gläubigen, das Netz der Liebe immer wieder auszuwerfen. Ein Netz habe Maschen, die auch solche trügen, die man nicht verstehen würde. Aber die Maschen wären auch durchlässig für Vorbehalte oder Unverständnis.
Der Gottesdienst dient in der Gebietskirche als Auftakt ins Jubiläumsjahr. Für Stammapostel Leber bildet er in Berlin dennoch eine Art Schlusspunkt: Er wird Pfingsten 2013 in den Ruhestand treten. 150 Jahre seien geschichtlich betrachtet kein langer Zeitraum, aber „wir wollen nicht daran vorüber gehen“. So sei er öfter gefragt worden, ob denn die Kirche aus dem Wirken Gottes entstanden sein könne. Schließlich sei der Anfang doch eher schlicht, ja manchmal recht wirr gewesen. „Ich bin überzeugt, so etwas kann nur der Allmächtige schaffen“, lässt er die Zuhörer wissen, nur Gott habe aus diesen kleinen Anfängen solch ein beständiges Werk errichten können.
Den Abschluss des Gottesdienstes bildete, gleichsam als anderes Ende des Spannungsbogens, das gemeinsam gesungene Bekenntnis „Heimwärts geht’s jubelnd zum Himmelreich – O freuet euch“.
jel