Bezirksapostel Nadolny (r.) mit Dolmetscher beim Gottesdienst in Samarkand

Besuch in Usbekistan

Vom 30. Januar bis zum 2. Februar 2015 besuchten Bezirksapostel Wolfgang Nadolny und Apostel Klaus Katens Usbekistan. Neben zwei Gottesdiensten zählte ein offizielles Treffen mit dem Leiter der Religionsbehörde des Landes zu den besonderen Ereignissen dieser Reise. Der Bezirksapostel berichtet.

Über Moskau kommend, landen wir in früher Morgenstunde am Freitag um 2.30 Uhr in Taschkent. Unser treuer Freund und Priester Wladimir Resinkow empfängt uns und bringt uns zum Hotel. Dort geben wir die Pässe zur Registrierung ab und beziehen unser Zimmer. Ein paar Stunden Schlaf bleiben uns, bevor wir uns um 12 Uhr auf den Weg nach Samarkand begeben.

Es ist kalt und es liegt etwas Schnee. Wir nähern uns der Stadt Jizzax und sehen die Bergkette im Dunst vor uns liegen. Plötzlich ein Knall. Eine der vier Zündkerzen unseres Autos ist auseinandergeflogen, förmlich explodiert. Bei nasskaltem Wetter und einem frischen Wind muss das Auto repariert werden. Zu unserem Glück ist das Gewinde im Motorblock nicht beschädigt, so dass wir unsere Fahrt relativ schnell fortsetzen können, nun aber bedeutend langsamer. Einerseits weil abzuwarten bleibt, ob die Reparatur wirklich erfolgreich war, andererseits, weil die Straße zunehmend schlechter wird. Auf etlichen Kilometern Länge wird die Straße zurzeit repariert. Jetzt im Winter stehen die Arbeiten verständlicherweise still und so fahren wir langsam über die Schotterpiste. In Samarkand angekommen, sind wir dann doch rechtschaffend müde und gehen bald zu Bett.

"Wir aber predigen den gekreuzigten Christus!"

Ein für den Samstagvormittag geplanter Besuch kommt nicht zustande. So haben wir etwas Zeit zum Arbeiten. Der Internetempfang ist recht gut.

Zu 13 Uhr hat sich die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt. Die meisten sind mir bereits seit Jahren gut bekannt und so ist die Freude über das Wiedersehen entsprechend groß. Dem Gottesdienst liegen die Verse 22 bis 24 aus dem ersten Kapitel des ersten Korintherbriefes zugrunde. Auch heute gibt es Menschen, die Zeichen oder Wunder sehen wollen, um an Gott zu glauben. Andere wollen alles mit ihrem Verstand erfassen und begreifen. Doch wer sich so versucht Gott zu nahen, muss scheitern. "Wir aber predigen den gekreuzigten Christus!" Weder Zeichen noch Wunder, weder Wissenschaft noch menschliche Vernunft kann Gott finden. Der Weg zu Gott führt über den gekreuzigten Christus.

Um ein gutes Stück des Rückweges noch bei Tageslicht hinter uns bringen zu können, halten wir uns nach dem Gottesdienst nicht mehr lange auf, sondern begeben uns auf die Fahrt nach Taschkent, wo wir gegen 20 Uhr ankommen.

Gottesdienst und Amtsträgerversammlung in Taschkent

Am Sonntagmorgen um 10 Uhr beginnt der Gottesdienst in unserer kleinen Kirche, einem umgebauten Nebengebäude eines Wohnhauses. Grundlage für den Gottesdienst bildet das Hiobbuch. Hier wird versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum es Leid und Elend auf dieser Erde gibt. Der gottesfürchtige Hiob spricht mit seinen drei Freunden über die Ursachen seines ganz persönlichen Leidens. Gott weist zurecht, er übt Zucht, verletzt und verbindet, zerschlägt und heilt (Hiob 5,17.18). Das alles klingt doch widersprüchlich, unlogisch und paradox. Doch das Bild vom Weinstock erhellt diese Aussage. Das Handeln des Weingärtners dient der Frucht, deren Größe und Süße nur durch diese Arbeit erreicht wird. Im Gottesdienst empfangen zwei Menschen das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Groß ist die Freude in der Gemeinde.

Nach der Verabschiedung der Geschwister setzen sich die Amtsträger noch zu einer Ämterstunde zusammen. Nun aber wird es Zeit, auch etwas für den Leib zu tun. Gemeinsam mit den Amtsträgern und deren Ehefrauen gehen wir in ein nahegelegenes Restaurant. In gelöster und freudiger Stimmung wird erzählt. Die kleine Schar genießt die Stunden der Gemeinschaft. Mag die Freude und die daraus kommende Kraft noch lange anhalten.

Treffen mit dem Vorsitzenden des Komitees für religiöse Angelegenheiten

Im Mittelpunkt der Aktivitäten am Montag steht ein Treffen mit dem Vorsitzenden des Komitees für religiöse Angelegenheiten beim Ministerrat der Republik Usbekistan. Wir werden schnell vorgelassen und es gibt ein freudiges Wiedersehen mit Dr. Artikbek A. Yusupov.

Es ist bereits unser drittes Zusammentreffen und so kommt es gleich zu einem intensiven Gedankenaustausch. Schnell sind wir bei den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit und bei den gegenwärtigen Terrorakten und Kriegen. In der Beurteilung dieser Dinge sehe ich vollständige Übereinstimmung: Das hat mit einem Glauben an Gott nichts zu tun. Wir verurteilen gemeinsam alle Taten, die von religiösem Hass und Menschenverachtung geprägt sind. Dort, wo Menschen anderen Menschen Leid zufügen, ihnen gar das Leben nehmen, kann es sich nur um Fanatismus, Verblendung und religiösen Wahn handeln. Solche Taten können nicht aus dem Glauben an den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde kommen.

"Tag der Toleranz"

Dr. Yusupov erklärt uns, die Regierung Usbekistans halte die Menschen zu religiöser Toleranz an. Er verweist auf die regelmäßig stattfindenden Arbeitssitzungen aller im Land registrierten Religionsgemeinschaften, an denen auch Vertreter unserer Kirche teilnehmen. Der 16. November sei zum nationalen "Tag der Toleranz" ausgerufen. An diesem Tag versammeln sich Vertreter nationaler und internationale Religionsgemeinschaften. Die Zusammenkunft diene dem gegenseitigen Kennenlernen und Akzeptieren, sagt Dr. Yusupov und lädt mich zum diesjährigen Treffen ein. Ich verspreche, einen Vertreter aus Berlin zu entsenden. Wenn es sich einrichten lässt, werde ich selbst an diesem Treffen teilnehmen.

Anschließend bedanke ich mich bei Dr. Yusopov dafür, dass die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche in Usbekistan trotz ihrer geringen Zahlen ihren Glauben praktizieren dürften und betone, dass wir offen und transparent Einblick in das Leben unserer Gemeinden gäben. Alle Gottesdienste sind öffentlich.

Müde, aber dankbar zurück

Wir verabschieden uns freundlich voneinander, verbunden mit gegenseitigen Segenswünschen für die jeweiligen Aufgaben, für die Familie und ein persönliches Wohlergehen. Wir werden in Kontakt bleiben.

Nach dem Gespräch bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen, denn bereits um 2 Uhr begeben wir uns zum Flughafen. Erstaunlich schnell und unkompliziert verläuft die Abfertigung. Nach guten Flügen von Taschkent nach Moskau und von Moskau nach Berlin landen wir am Dienstagmorgen in Berlin-Schönefeld. Müde, aber dankbar.

WN

 

 

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