Blick auf die aktuelle Entwicklung

Vorstehertag 2014: Bauprogramm vorgestellt

Bis zu 15 Millionen Euro will die Neuapostolische Kirche Berlin-Brandenburg in den kommenden Jahren in den Um- und Neubau von Kirchengebäuden investieren. Das Geld stammt zur Hälfte aus einem Förderprogramm, das die europäischen Gebietskirchen im April beschlossen haben. Dies war eines der Themen, mit denen sich die leitenden Amtsträger der Gebietskirche Berlin-Brandenburg beim diesjährigen Vorstehertag befassten. Auf Einladung des Bezirksapostels Wolfgang Nadolny kamen die Gemeindevorsteher und -evangelisten gemeinsam mit den Bezirksamtsträgern, Bischöfen und Aposteln am Samstag, 6. September 2014 in der NAK-Begegnungsstätte Neukölln zusammen.

Begonnen hatte der Vorstehertag zunächst mit einem Blick auf die aktuelle Entwicklung der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Die Mitgliederzahlen sind, größtenteils demografiebedingt, seit Jahren rückläufig und damit auch die Einnahmen der Kirche und die Auslastung der Gebäude zu den Gottesdiensten. Laut einer Prognose, die der Leiter der Kirchenabteilung Bau, Dieter Wendt, den versammelten Amtsträgern vorstellte, sinke der Platzbedarf in den Gemeinden bis 2030 auf rund 7.800 Sitzplätze. Derzeit gibt es noch eine Kapazität von 14.120 Saalplätzen. „Wir haben deshalb Vorschläge für einen sanften Abbau von Saalplätzen sowie zur Schaffung würdiger Kirchengebäude erarbeitet“, so der Abteilungsleiter. Von stark sanierungsbedürftigen und überdimensionierten Kirchenbauten will sich die Kirche tendenziell trennen. Andere Kirchengebäude sollen umgebaut und, wo es sinnvoll erscheint, auch neue gebaut werden.

Möglich wird dies durch ein im April von den europäischen Gebietskirchen beschlossenes Förderprogramm, das vor allem den Gebietskirchen Berlin-Brandenburg und Mitteldeutschland zu Gute kommt. Insgesamt umfasst dieses Solidaritätsprogramm, das von den Gebietskirchen Norddeutschland, Nordrhein-Westfalen, Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, Süddeutschland und Schweiz finanziert wird, 25 Millionen Euro. Auf Berlin-Brandenburg entfallen davon 7,5 Millionen, die zwischen 2015 und 2020 investiert werden sollen. Geknüpft ist die Fördersumme unter anderem an einen Eigenanteil in gleicher Höhe, so dass in den kommenden sechs Jahren jeweils rund 2,5 Millionen Euro für den Bau und Umbau von Kirchengebäuden in der Region zur Verfügung stehen werden.

Förderkommission entscheidet

Eine kircheneigene europäische Förderkommission, bestehend aus je zwei Fachleuten aus den Bereichen Seelsorge, Finanzen und Bau, begutachtet die Objekte, bevor sie über eine Förderung entscheidet. So gehen neben einem Ökologiekonzept mit Blick auf den Erhalt und den Schutz der Natur und dem haushälterischen Umgang mit Bauland auch die Wirtschaftlichkeit mit einer Schätzung der Unterhalts- und Betriebskosten für die nächsten 20 Jahre in das Gutachten ein. Darüber hinaus wird auf eine hochwertige, aber angemessene Architektur im örtlichen Kontext geachtet. 

Konkrete Vorgaben gibt es auch für die Saalfläche und das Flächenverhältnis der Nebenräume, das Raumprogramm bis hin zur guten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem muss für ein zu förderndes Objekt ein sogenanntes Pastoralkonzept vorgelegt werden. Darin enthalten sind die Integration in eine zukünftige Gemeinde- oder Bezirksstruktur. Auch muss die Gemeinde eine Selbstversorgung mit Amts- und Funktionsträgern inklusive musikalischer Versorgung und eine Betreuung der Kinder in allen Unterrichtsstufen nachweisen können. Verbaut werden solle fortschrittliche, aber leicht zu bedienende Technik und ein flexibles Mobiliar. Über das genehmigte Konzept hinaus gehende Technik oder Baustoffe, wie zum Beispiel ein besonderer gesponserter Fußboden oder Altar sind nicht erlaubt.

„Gott möchte, dass wir ein Segen sind für unsere Umgebung“

Ein weiteres Thema des Vorstehertages war die Arbeit mit Kindern in den Gemeinden, insbesondere Ausführungen zum Bundeskinderschutzgesetz. Außerdem wurde über den Umgang mit dem kircheneigenen internen Webportal für Amtsträger und Beauftragte der Gebietskirche informiert sowie ein Ausblick auf die im Oktober in Berlin stattfindende Internationale Bezirksapostelversammlung gehalten.

Den Auftakt des Vorstehertages bildeten geistliche Gedanken des Bezirksapostels Wolfgang Nadolny unter dem Bibelwort: „…Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener“ (Markus 9,33-35). Bedingt durch die kirchliche Entwicklung sei man „über viele Jahre hinweg sehr nach ‚innen‘ gerichtet“ gewesen, so der Leiter der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Es habe sich dadurch eine Denkweise ergeben „dass wir neuapostolischen Christen etwas Besonderes seien“. Es sei vorrangig um die eigene Errettung gegangen. Inzwischen werde aber mehr und mehr bewusst, dass es um eine Aufgabe gehe: „Wir sollen Zeugen und Diener sein! Gott möchte, dass wir ein Segen sind für unsere Umgebung“. Deshalb müsse bei allem Dienen auch der eigene Seelenzustand betrachtet werden, sagte er unter Verweis auf Stammapostel Jean-Luc Schneider, der gesagt habe: „Wenn ich mich in meinem Herzen nicht ändere, wenn ich mich nicht vorbereite, um eine neue Kreatur zu werden, dann kann ich im äußersten Fall ein guter Stammapostel sein, aber ich werde in den Hochzeitssaal nicht eingehen.“ 

Wichtig für das gemeinsame Leben in den Gemeinden seien Demut und Friedfertigkeit.  Es ginge nicht darum, um des Friedens willen Probleme unter den Teppich zu kehren, sondern „friedfertig zu sein heißt, auf den anderen zugehen mit dem ersthaften Vorsatz: Ich will im Frieden mit meinem Nächsten leben“.

Der Vorstehertag fand bereits zum siebenten Mal statt. Seit 2008 lädt Bezirksapostel Nadolny jährlich zu diesen Treffen ein. Ziel ist die gemeinsame und gleichzeitige Information der Gemeindeleiter sowie die Möglichkeit sich auszutauschen. Aus den Gemeinden der Gebietskirche nahmen in diesem Jahr rund 120 Seelsorger teil, sie betreuen 97 Gemeinden in Berlin und Brandenburg.

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