Bezirksapostel Nadolny: Liebe Gottes erlebbar machen

Vorstehertag: "Du bist als Wächter gesetzt"

Am Samstag, 10. September 2016 kamen mehr als 100 Bezirks- und Gemeindeleiter, ihre Vertreter und die Bischöfe der Gebietskirche Berlin-Brandenburg im Schulungs- und Begegnungszentrum Neukölln zusammen. Bezirksapostel Wolfgang Nadolny hatte zum jährlichen Vorstehertag eingeladen. Neben dem geistlichen Teil aus einem Gottesdienst des Stammapostels ging es um den Vorsteherauftrag. Auch Fragen der individuellen Seelsorge, die aktuellen Zahlen der Gebietskirche sowie das Kirchenbauprogramm standen auf der Tagesordnung.

"Guten Morgen Thomas" - "Hallo Frank, schön, dich zu sehen" - "Guten Morgen Männer" - Egal, wie die Begrüßung an diesem sonnigen Morgen auch lautet, ob sie Thomas, Frank oder Sven heißen und ob die Amtsbezeichnungen Priester, Gemeindeevangelist, Hirte lauten oder es sich bei dem Angesprochenen um ein Bezirksamt handelt - es ist ein fröhliches, freundschaftliches, brüderliches Miteinander im Neuköllner Begegnungszentrum. Obwohl die Gebietskirche im Vergleich zu anderen klein ist, sieht man sich selten. Zwischen Gramzow in der Uckermark und Lauta im Norden Sachsens sind es 200 Kilometer Luftlinie. Von Brandenburg an der Havel bis nach Frankfurt an der Oder noch einmal 135 Kilometer. Und so sind die jährlichen Vorstehertage und die zentralen Ämtergottesdienste Tage, an denen es nicht ausschließlich um geistliche Inhalte geht: Sie sind ebenso Tage des Wiedersehens. Bezirksapostel Wolfgang Nadolny ist der Austausch der verantwortlichen Seelsorger untereinander besonders wichtig.

Die Liebe Gottes verspüren

Für den geistlichen Teil verwendet er Gedanken des internationalen Kirchenleiters, Stammapostel Jean-Luc Schneider. Dieser hatte den Amtsauftrag mit dem eines Wächters verglichen. In alter Zeit hätten diese einen erhöhten Standort erhalten, damit sie nahende Gefahr sehen und davor warnen konnten. Der Auftrag für Gemeinde oder Bezirksvorsteher sei nicht "gegen das Böse zu kämpfen". Jeder Gläubige müsse selbst für sein Heil kämpfen. Aber es sei wichtig, weitsichtig und rechtzeitig vor aufkommenden Gefahren zu warnen. Zu diesen Gefahren zählten der sich immer weiter ausprägende Individualismus, die Verringerung der Nächstenliebe und die Gewöhnung an die Sünde. "Wir wollen die Gemeinde warnen. Es geht nicht um eine Drohung", so der Bezirksapostel und weiter: "Durch unser Warnen soll die Gemeinde die Liebe Gottes verspüren."

Individuelle Seelsorge aus Liebe

Im zweiten Teil des Vormittags wirbt der Leiter der Gebietskirche darum, den Gläubigen aus Liebe zu dienen. Oft meine man, die Zeiten würden immer schlimmer, die Arbeit als Seelsorger durch zum Beispiel unregelmäßige Arbeitszeiten immer schwerer. Ein objektiver Vergleich mit den Verhältnissen in früherer Zeit führe aber oft zu der Erkenntnis, es sei nicht unbedingt schwerer: "Unsere heutige Zeit und das gesellschaftliche Umfeld sind nur anders". Wen die Liebe zu Jesus Christus und zu den Gläubigen motiviere, der sorge sich um die anvertrauten Seelen und tue, was er könne. "Das segnet Gott", so der Bezirksapostel. Es käme nicht darauf an, wiederholt und möglichst oft von der Liebe zu predigen. "Auf das Ergebnis kommt es an! Lasst uns nicht so viel über die Liebe reden, sondern sie praktizieren.", ruft er die Versammelten auf. Besonders wichtig sei es, Kontakt zu den Gläubigen zu halten und individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen. "Sucht Wege, Gemeinschaft untereinander zu haben". Liebe mache erfinderisch, "es ist beinahe alles erlaubt".

60.000 Euro für die Flüchtlingshilfe verwendet

Priester Guido Wernicke, Verwaltungsleiter der Gebietskirche, stellt nachmittags aktuelle Zahlen aus der Gebietskirche vor. Auch in 2015 setzte sich der Trend fort, dass mehr Spenden überwiesen als in die Opferkästen eingelegt wurden. Erstmals lag das "elektronische Opfer" sogar über dem materiell eingelegten. Zum Erntedankfest 2015 hatte Bezirksapostel Nadolny angekündigt, einen Teil der Spenden für die Flüchtlingshilfe verwenden zu wollen. 300.000 Euro wurden einem neu ins Leben gerufenen Flüchtlingshilfe-Fonds zugeführt. Bisher seien daraus mehr als 60.000 Euro verwendet worden. Jede Anfrage werde detailliert geprüft, deshalb könne eine Hilfe nicht in jedem Fall schnell erfolgen. Insbesondere seien Belange der Gemeinnützigkeit und der Förderungswürdigkeit der Initiativen zu hinterfragen, so der Verwaltungsleiter. Gern nehme die Verwaltung Ideen und Vorschläge entgegen. Die weiteren, mittlerweile von den Wirtschaftsprüfern bestätigten und aktuell präsentierten Zahlen entsprachen denen, die am 21. Mai 2016 auf der Versammlung der Bezirksämter berichtet wurden.

Über das Förderprogramm Kirchenbau Europa berichtet erstmals Heiko Nevermann in seiner neuen Funktion als Leiter der Bauabteilung. Insgesamt sollen sieben Neubauten mit Hilfe des Förderprogramms errichtet werden. In Zepernick sei am Vortag Richtfest gefeiert worden, die Einweihung der Kirche sei für Sommer 2017 geplant. Informationen über weitere Projekte werde man den Gemeinden vorstellen und veröffentlichen, "sobald deren Ausführung sicher ist".

Nach diversen kleineren Themen wie Hinweisen zur Bestellung von Unterrichtsmaterialen oder zur Datenerfassung geht der Tag zu Ende. Vor der Rückreise nach Gramzow, Lauta, Brandenburg, Frankfurt oder in eine der anderen Städte und Gemeinden innerhalb der Gebietskirche steht eine ebenso herzliche Verabschiedung, wie die morgendliche Begrüßung. Letzte Gespräche werden geführt. Und dann heißt es: "Mach's gut, Werner" - oder Thorsten oder Bernd.

Zurück
Teilen: