Jugendtagsgottesdienst: "Für das Gute entscheiden"

Am Sonntag, 5. Juni 2016 trafen sich mehr als 900 Jugendliche und für sie zuständige Amtsträger der Gebietskirche Berlin-Brandenburg zum Jugendgottesdienst. Bei Bilderbuchwetter feierte Bezirksapostel Wolfgang Nadolny mit den Anwesenden den Gottesdienst in Berlin-Lichtenberg. Als Gast eingeladen war Apostel Jürg Zbinden aus der Schweiz. Musikalisch umrahmte den Gottesdienst ein extra gebildeter Jugendchor, begleitet durch Klavier und Orgel sowie das Orchester der Gebietskirche.

Ein leises Raunen geht kurz vor Beginn des Jugendgottesdienstes durch den durch die Sonne bereits aufgeheizten Saal der Kirche in Berlin-Lichtenberg. Soeben ist Bischof Udo Knispel, zuständig für die Berlin-Brandenburger Jugendarbeit und Cheforganisator des Jugendtages, ohne Jackett an den Altar getreten. Er begrüßt die Jugendlichen und teilt mit, Bezirksapostel Nadolny habe soeben festgelegt, dass die Amtsträger den Gottesdienst in weißem Hemd mit schwarzer Krawatte feiern werden - was in neuapostolischen Gottesdiensten nur bei sehr hohen Temperaturen der Fall ist. Wohl einzig die Erwartung des Gottesdienstes hindert die Teilnehmer an spontanem Applaus.

Für das Gute entscheiden

Bezirksapostel Nadolny bedankt sich zu Beginn des Gottesdienstes für die Offenheit, Freundlichkeit und den spürbaren Respekt vor dem Amt, mit der am vergangenen Tag miteinander gesprochen wurde. Am Samstag waren die Jugendlichen zu Sport und Spiel auf dem Gelände einer Zehlendorfer Schule. Quasi als Kontrast zur sommerlichen Leichtigkeit des Vortages hat er sich für die Predigt eher schwere Kost entschieden, "Glaubensschwarzbrot" könnte man sagen: Ein Bibelwort aus dem visionären letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, macht er zur Grundlage des Gottesdienstes: "Die werden gegen das Lamm kämpfen und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen." (Offb 17,14) "Böses beherrscht die Welt" seit Anbeginn der Menschheit, seit dem "Sündenfall" wie er in der Bibel beschrieben ist, sagt er eröffnend. Der Mensch als Geschöpf Gottes sei Ziel der Angriffe. Im Verlauf seiner Predigt zeigt er Unterschiede zwischen göttlichem und teuflischem Wesen auf und bedient sich dabei eines Bildes aus der Johannes-Offenbarung: Dort ist einerseits von der "Braut des Herrn" die Rede, andererseits von der "Hure Babylons". Es gebe auf der einen Seite die Kirche Christi und die, nach neuapostolischem Glaubensverständnis, in ihr bereitete "Brautgemeinde" als Sinnbild derer, die sich "Jesus Christus ganz verschrieben haben" und ihm wohlgefällig leben wollen. Das Bild der Brautgemeinde zeige das Verhältnis zu Gott, das geprägt sei von Liebe, Vertrauen und von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit "auch gegenüber sich selbst". Im Gegensatz dazu stehe die "Hure Babylon" für die Abwendung von Gott hin zum "Götzendienst", zur Konzentration auf äußeren Schein anstelle innerer Werte und für den Kampf gegen die Braut Christi. Diese beiden Bilder stünden sich nicht nur in der Bibel gegenüber, vielmehr sei dieses Spannungsfeld ständig im Leben eines Christen präsent. Diese geistliche Auseinandersetzung habe Jesus Christus zwar bereits gewonnen, das Böse habe "es nur noch nicht gemerkt", so der Bezirksapostel. "Das Spannungsfeld können wir für uns nicht auflösen, aber wir müssen uns entscheiden. Immer und immer wieder!"

Erwählung ist nicht erklärbar

Dann widmet sich Bezirksapostel Nadolny einem zweiten zentralen Begriff des Bibelworts, der "Erwählung". Sie gehe immer von Gott aus, sagt er. "Lehne ich seine Erwählung ab, lehne ich Gottes Gnadenangebot ab." Und wissend darum, dass neuapostolischen Christen in der Vergangenheit gerne mal vorgehalten wurde, sie hielten sich für etwas Besseres, weil sie sich als von Gott erwählt sähen, fügt er hinzu: Erwählung eines Ehepartners bedeute ja nicht, dass alle nicht erwählten schlechte Menschen sei. Deshalb habe auch die Erwählung durch Gott nichts mit einer Bevorzugung zu tun, sondern sei Aufgabe und Verpflichtung.

Im Kontrast zwischen Gut und Böse, der an diesem Morgen die Predigt bestimmt, steckt letztlich auch die Frage nach der Wahrheit. "Bleibt bei der Wahrheit und tragt die Konsequenzen", rät der Bezirksapostel den Jugendlichen. Das sei allemal besser, als sich in Unwahrheiten und Lügen zu verstricken. Jesus Christus erwahrte Ehrlichkeit und Vertrauen. Die Offenbarung beschreibe das auch. Die "reine, weiße Kleider tragen", mieden die Sünde, in ihrem Mund sei "kein Falsch" zu finden - sie seien also ehrlich und aufrichtig. Der Bezirksapostel schlussfolgert: Sie seien nicht nur "formell wiedergeboren" als Christen, sondern mühten sich ernsthaft, Jesu ähnlicher zu werden.

Wir sind Siegernaturen

Apostel Jürg Zbinden, aus der Schweiz (und auch zuständig für Italien) als Gast zum Jugendtag gekommen, knüpft daran an: "Dreimal tut Gott etwas an uns", bezieht er sich auf die sakramentalen Handlungen Wassertaufe, Versiegelung und Abendmahl, "wir müssen nur eines tun: Bei der Wahrheit bleiben". Dies sei auch einfacher als sich zu merken, welche Lüge man wem erzählt habe, fügt er augenzwinkernd hinzu. "Wir sind von Gott geliebt, dass er so viel von uns hält". Das Zusammenhalten mache die Stärke der Gemeinschaft aus und "wenn ihr einander anguckt, dürft ihr stolz sein". Die Entscheidung für Gott habe Auswirkungen, führt er weiter aus. Im Vordergrund stehe dann das Interesse daran, dass es auch dem Nächsten gut gehe. Eine Braut, so nimmt er Bezug auf das biblische Bild, freue sich auf die Zukunft.

Das Programm am Nachmittag, im Anschluss an den Gottesdienst, steht unter dem Motto "Siegen mit Christus - Wer nicht kämpft, hat schon verloren". In verschiedenen Interviews, Gesprächen und Beiträgen werden einzelne Aspekte beleuchtet. Mehr dazu ist in Kürze auf der Jugendseite der Gebietskirche zu lesen.

Weitere Fotos veröffentlichen wir in unserer Galerie.

Text: jel
Fotos: dru

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