Die Alterstruktur der Gebietskirche insgesamt,...

Die Gebietskirche in Zahlen: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“

In Berlin und Brandenburg leben derzeit rund 24.400 neuapostolische Christen. Knapp die Hälfte von ihnen, etwa 11.700, gelten als aktive Mitglieder. Das geht aus Statistiken hervor, die die Kirchenleitung am 6. September beim diesjährigen Vorstehertag präsentierte. Demnach sank die Zahl der Kirchenmitglieder in der Region seit 2005 um rund 7,9 Prozent.

Zuletzt hatte die Gebietskirche Berlin-Brandenburg im Rahmen der Bezirksreform 2006 ausführliche Zahlen veröffentlicht. Damals hatte die Kirche noch rund 26.500 Mitglieder, darunter 15.000 Aktive. Nahezu unverändert blieb in den vergangenen neun Jahren allerdings die Altersmischung: Heute sind rund 6 Prozent der aktiven Mitglieder Kinder, 13 Prozent Jugendliche, 44 Prozent Erwachsene mittleren Alters und 37 Prozent Senioren.

In den rückläufigen Zahlen sieht der Leiter der Gebietskirche, Bezirksapostel Wolfgang Nadolny, „keinen Grund zur Panik“, aber: „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen“. Es gelte, „der nachrückenden Generation keinen Scherbenhaufen zu hinterlassen, sondern ein geordnetes Haus“, sagte er vor den versammelten Gemeindevorstehern, Evangelisten, Bezirksamtsträgern, Bischöfen und Aposteln in der NAK-Begegnungsstätte Berlin-Neukölln. Ausführlich erläuterten die Leiter der Kirchenverwaltungsbereiche Finanzen, Inland und Bau die derzeitige Situation der Kirche.

Geburtenrate in neuapostolischen Familien geringer als im Bundesdurchschnitt

So gab es 2013 in den Gemeinden insgesamt 101 Taufen und neun Aufnahmen von neuen Mitgliedern, die zuvor in anderen christlichen Kirchen getauft worden waren. 

Diesen standen 359 Sterbefälle und 38 Austritte gegenüber. Derzeit sind in der Kirche rund 1.120 Amtsträger aktiv. Zumeist durch Gemeindewechsel bedingt gibt es derzeit 258 ruhende Amtsaufträge. Im Ruhestand befinden sich 677 Seelsorger. Ein Blick auf die demografische Entwicklung zeige, dass bei gleichem Verlauf 2030 ein Ungleichgewicht zwischen aktiven Amtsträgern und zu betreuenden Mitgliedern bestehen werde, so der Leiter des Verwaltungsbereichs Inland, Wolfram Lenz. Er führte weiter aus, dass die demografische Entwicklung innerhalb der Kirche in etwa mit der demografischen Entwicklung Deutschlands vergleichbar sei.

Allerdings falle die Geburtenrate in neuapostolischen Familien etwas geringer aus als die für Deutschland vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte. Eine „innere Erneuerung“ der Kirche falle also ebenfalls geringer aus als im gesellschaftlichen Umfeld. Kinder, die durch Heilige Wassertaufe und Heilige Versiegelung in die Kirche aufgenommen würden, machten immer noch den größten Teil der neuen Mitglieder aus. Der Anteil der Erwachsenen, die neu zur Kirche kämen, ginge hingegen zurück, so Wolfram Lenz.

Kosten pro Sitzplatz steigen

Neben den Opfer- und Spendeneinnahmen ist in den vergangenen Jahren auch der Gottesdienstbesuch weiter zurückgegangen – im Mittel um 2,7 Prozent sonntags und 4,3 Prozent mittwochs. Dies habe zur Folge, dass auch der Kapazitätsbedarf an Sitzplätzen in den Kirchen sinke, erklärte der Leiter der Abteilung Bau, Dieter Wendt. Man habe eine Prognose über die benötigten Sitzplätze in den nächsten Jahrzehnten erstellt. Danach gehe man von einem Platzbedarf im Jahr 2030 von knapp 7.800 Sitzplätzen aus. Heute sind es noch 14.120  inklusive vorhandener Emporen. Die Anzahl ungenutzter Sitzplätze werde immer größer. Nach der Prognose wären im Jahr 2030 nur noch durchschnittlich 39 Prozent der Plätze besetzt. Die geringere Auslastung der Kirchen führe bei gleich bleibenden Unterhaltskosten zu einer rechnerischen Verteuerung pro genutztem Sitzplatz, erklärte Dieter Wendt. Schon deshalb sei eine weitere Reduzierung der Sitzplätze notwendig. 

Heute unterhält die Gebietskirche Berlin-Brandenburg 96 Kirchen, 3 Begegnungsstätten, 12 Wohnhäuser und 26 sonstige Gebäude – einschließlich des Verwaltungsgebäudes 138 Gebäude in Deutschland. Hinzu kommen 93 Gebäude in Russland, die mit Hilfe anderer vormals in Russland tätiger Gebietskirchen unterhalten werden. Ziel sei es, die Immobilien bei etwa 80 Prozent ihres baulichen Idealzustandes zu halten. Durch sinkende Einnahmen und damit verbundene Budgetkürzungen habe sich jedoch in den vergangenen Jahren ein Investitionsrückstand von etwa drei Millionen Euro ergeben. Deshalb habe man Vorschläge zur Schaffung „würdiger Kirchengebäude“ und zum „sanften Abbau von Saalplätzen“ erarbeitet. 

So könnten bisher als Nebenräume genutzte Wohnungen wieder umgebaut und vermietet werden. Außerdem wolle man sich von stark sanierungsbedürftigen Kirchen trennen und dafür gegebenenfalls Kirchen mit deutlich reduzierter Saalkapazität bauen. Auch übergroße Kirchengebäude, die den aktuellen Mitgliederzahlen der dort beheimateten Gemeinde nicht mehr entsprächen, stünden auf dem Prüfstand. Insbesondere, wenn in Gemeinden zu wenig Amts- und Funktionsträger zur Verfügung stünden, solle über Fusionen einzelner Gemeinden entschieden werden. 

„Wir haben Zukunft“

Trotz aller abnehmenden Tendenzen, „wir haben Zukunft“, machte der Bezirksapostel in seiner Bewertung den leitenden Amtsträgern Mut. Es gelte nach wie vor die Zusage Jesu an Petrus, dass die Pforten der Hölle die Kirche Christi nicht überwältigen würden. Er verwies auf Stammapostel Jean-Luc Schneider, der vor kurzem in Toulouse gesagt hatte: „Wir bauen an der Kirche von morgen; das hat manchmal sehr konkrete Auswirkungen. Manchmal muss entschieden werden: Wie sollen wir vorgehen? Um es den Geschwistern so angenehm wie möglich zu machen, bräuchte man eine Gemeinde in jedem Dorf, das wäre schön. Aber dann würden wir unser ganzes Kapital aufbrauchen, damit jeder drei Kilometer bis zur nächsten Kirche hat. Wenn wir eine Gemeinde satt drei anbieten, dann hat zwar die heutige Generation einen längeren Weg zurückzulegen, aber wir können sicherstellen, dass wir diese Kirchengemeinde die nächsten zehn bis 15 Jahre aufrecht erhalten können, und dass die kommende Generation noch eine Kirche haben wird. Wenn wir heute überall eine Kirche hinstellen, die wir instand halten müssen, dann haben wir morgen kein Geld mehr. Eine ganz einfache Rechnung.“ 

Deshalb sei man übereingekommen, dass in Europa ein Anfahrtsweg von 30 Minuten zumutbar sei, so der Bezirksapostel. Daran wolle man auch künftige Gottesdienststandorte messen. „Setzen wir die uns zur Verfügung stehenden Mittel überlegt ein und ergreifen wir parallel dazu konkrete Maßnahmen, so bin ich der guten Zuversicht, dass wir der folgenden Generation ein geordnetes Haus hinterlassen.“

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