Der Projektchor

"Den Hauch der Ewigkeit gespürt"

Mit diesen Worten fasste Bezirksapostel Nadolny am Ende eines rund dreistündigen Konzertprogramms seine Empfindungen zusammen: Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt hatten rund 200 Laienmusiker der Neuapostolischen Kirche Berlin-Brandenburg gestern Abend ein Benefizprogramm zugunsten der Marfan Hilfe Deutschland e.V. aufgeführt. Auf dem Programm standen Werke von Schubert, Mendelssohn Bartholdy und Mozart.

"Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen Lobgesang mitnehmen in die kommenden Tage", so Wolfgang Schwandt. Als Moderator hatte er die rund 1.400 Zuhörer im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt durch den Abend geführt. Auch den mehr als 200 Laienmusikern in Chor und Orchester wird der 28. September 2007 in Erinnerung bleiben. Sie musizierten zur Ehre Gottes, zur Freude der Anwesenden und zugunsten der Marfan Hilfe (Deutschland) e.V.

Etwa drei Stunden bevor die Sinfoniekantate von Felix Mendelssohn-Bartholdy erklang, hatte Wolfgang Nadolny, Präsident und Bezirksapostel der Neuapostolischen Kirche Berlin-Brandenburg, den Abend eröffnet und allen einen "Ohrenschmaus" gewünscht. Der begann mit einem gesungenen Gebet: Die 140 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Burkhard Beyer intonierten Mendelssohns "Verleih uns Frieden". Gott als Zufluchtsort, als Trostquelle und Beschützer, das war das Thema der folgenden Werke, zum Beispiel "Wenn ich nur dich habe" unter der Leitung von Jörg Brunner und "Der Herr ist mein Hirt'", vorgetragen von einem Männerdoppelquartett. Die Überleitung zum zweiten Teil des Abends gelang mit Franz Schuberts "Deutscher Messe", dirigiert von Burkhard Beyer: Fragten Chor und Orchester anfangs noch "Wohin soll ich mich wenden?", so führten sie das Publikum mit den folgenden schlichten, poetisch und musikalisch faszinierenden Liedern bis zu "kindlich froher Zuversicht", die sich in anbetendem Gotteslob artikuliert.

Als Ehrengast war Prof. Dr. Roland Hetzer ins Konzerthaus gekommen. Der Gründer und Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin beglückwünschte in seiner Ansprache die Neuapostolische Kirche zu dem Konzert und berichtete aus seiner ärztlichen Praxis über das Marfan-Syndrom und die Folgen für Betroffene. Oft werde das Syndrom nicht als solches erkannt, so Professor Hetzer, und das führe bei einem Riss der vorgeschädigten Aorta häufig zum Tod. Zur deshalb lebenswichtigen Aufklärung trage auch dieser Abend bei.

Prof. Dr. Matthias Karck, Erster Vorsitzender der Marfan Hilfe, führte das ein seinem Wortbeitrag weiter aus: Der Verein mit seinen etwa 1000 Mitgliedern in Deutschland helfe einerseits, betroffene Menschen aus falscher Sicherheit zu wecken und ihnen eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen. Andererseits würden Betroffenen auch unbegründete Ängste genommen, denn bei fachgerechter Therapie sei eine gewisse Lebensqualität gewährleistet, auch wenn kontinuierliche ärztliche Betreuung und Medikation notwendig blieben, sagte der Ärztliche Direktor der Herzchirurgie im Universitätsklinikum Heidelberg. Er sei dankbar für diesen "sehr einmaligen Abend", so Professor Karck.

Mit raumfüllenden Akkorden der Jehmlichorgel begann der zweite Teil des Konzerts. Tobias Berndt entlockte den 74 Registern eine beeindruckende Klangfülle – ein gelungener Einstieg zum "Gotteslob", das von Chor und Orchester fortgesetzt wurde. Kraftvoll und vor Freude strahlend wie bei Mendelssohns "Jauchzet dem Herrn, alle Welt", vorgetragen vom Chor unter der Leitung von Timon Heinrich. Auch nachdenklich-leise, besinnlich: Jekatarina Litzkow am Flügel zog mit Claude Debussys "Clair de Lune" Groß und Klein in den Bann der Musik. Das Orchester brillierte mit dem "Finale alla Schumann" von Alexandre Guilmant; dann stimmte der Chor mit ein: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!"

"Ich habe an diesem Abend in diesem Raum den Hauch der Ewigkeit gespürt", so Bezirksapostel Wolfgang Nadolny abschließend. Die Heiligkeit Gottes sei hörbar geworden, seine unendliche Allmacht und Größe. Zugleich werde im Zusammenhang mit dem Marfan-Syndrom die Endlichkeit des irdischen Lebens bewusst – und die Perspektive, die Gott den Menschen durch Jesus eröffnet habe. Der Kirchenpräsident dankte allen Beteiligten herzlich und überließ dann das Schlusswort Christiane Ulbrich. Als Mitglied der Neuapostolischen Kirche und "Motor der Marfan Hilfe im Berliner Raum", wie sie von Professor Hetzer genannt wurde, hatte sie das Benefizkonzert initiiert und richtete ihren Dank nun an alle, die an der Verwirklichung dieses "Traums" mitgewirkt hatten und das Leben der vom Marfan-Syndrom betroffenen Menschen mitleben, erleichtern und erhalten.

Die eingegangene Spendensumme wird in den nächsten Tagen bekannt gemacht und der Marfan Hilfe übergeben. Sie soll, so Stefanie Zuck von der Marfan Hilfe, unter anderem der Aufklärungsarbeit im Osten Deutschlands dienen, wo es in dieser Hinsicht noch viele weiße Flecken gebe.

Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins und zum Marfan-Syndrom gibt es auf der Webseite der Marfanhilfe.

Jens Zimmer

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